Die Rüstkammer hinter der verschlossenen Tür

wurde am 22.12.2015 in einer Sendung des NDR 3 geöffnet, aber schon am 18.12.15 für die IMV Hannover, dem Berufsbildungsverband und Gästen. Das Niedersächsischen Staatstheater von Hannover ist immer eine Besichtigung wert. Baubeginn des Opernhauses war 1845 durch den Baumeister Laves. 1852 war die erste Aufführung mit ausverkauften 1800 Sitzplätzen. Am 26.06.43 wurde das Opernhaus bis auf die Grundmauern zerstört. Am 30.11.50 nach 10monatiger Bauzeit war die Wiedereröffnung mit dem „Rosenkavalier.“ 1998 war der vorläufig letzte Umbau des Bühnenraumes.

 

Henning Stegen und Mitarbeiter Uwe Bösenberg führten die Teilnehmer durch die verwinkelten Treppenhausgänge zum ersten Highlight. Die Tür der Rüstungskammer öffnete sich. Hier sind Rüstungen und unterschiedlche Waffen für verschiedene Aufführungen gelagert. Der Waffenmeister muss die Rüstungen, die bis zu 30kg wiegen können, den Körpermaßen der Schauspieler/in anpassen. Zur Aufführung wird dann eine passende Rüstung mit Helm verlangt, die freies Singen und Sprechen ermöglicht. Einige der Rüstungen sind 200 bis 300Jahre alt, handgeschmiedet und teilweise aus Messing. Diese Schätze verlangen eine besondere Pflege. Leider haben moderne Intendanten immer weniger Bedarf. Der beliebte Intendant Hans-Peter Lehmann, von vielen Hannoveraner hochgeschätzt, ist nicht mehr in Hannover. 21 Jahre lang stand Hans-Peter Lehmann an der Spitze der Staatsoper Hannover. Er prägte eine ganze Ära des Opernlebens in der niedersächsischen Landeshauptstadt.

 

In der Rüstwerkstatt werden Waffen, die für eine Aufführung benötigt werden, immer auf den Zustand überprüft, damit sie keine Verletzungen verursachen können. Zündschlossgewehre, NVA-Waffen sowie Stich- und Hiebwaffen, auch Kalaschnikows werden vor einer Aufführung immer wieder einer Prüfung unterzogen. Beim Blick in die einfachen, nüchterne Umkleideräume konnte man sehen, wie für jede Vorstellung die Schauspieler vorbereitet werden. Es erstaunt den Besucher der Maskenabteilung wie Perücken und diverse Körperteile gefertigt werden, die manchmal sehr erotisch sein können. Es kann auch der Jüngling zum Greis umgestaltet werden und zwar durch die Perücke und dem passenden Makeup. Dreizehn Maskenbildnerinnen, ein gefragter Ausbildungsberuf, sind in Wechselschichten tätig. Die Fertigung eine Perücke dauert ca. 50 bis 60Stunden, denn jedes Haar muss einzeln eingeflochten werden.

 

Nicht nur die Kopfhaare werden vorgeben, sondern auch das passende Schuhwerk zu jedem neuem Stück. Es gibt im Schuhfundus von 6000 -7000 Schuhpaare, aber bei neuen Schauspielern/innen muss oft ein passendes Paar angefertigt werden. Die Mitarbeiter der Schuhabteilung sind gefragte Ortophediefachkräfte. Im Anschluss daran wurde den Teilnehmern ein Einblick in die Facetten des Ballettes gewährt. Der Ballettdirektor Jörg Mannes war jetzt in seinem Element. Das Ballettensemble, Hannover-Companie, ist sehr gefragt in der internationalen Ballettscene. Achtzehn ausländischeTänzer/innen wollen in der kommenden Spielzeit ihr Können präsentieren. Sie werden in einem komplizierten Auswahlverfahren ausgesucht. Die Teilnehmer waren verblüfft, das ein Paar Ballettschuhe (ca. 70€) manchmal nur eine Aufführung hält, so ist ein Jahresbudget von 30 000€ nicht zu üppig. Vielleicht hat mancher nach dieser Besichtigung einen anderes Verständnis für dieses Haus in der Landeshauptstadt Hannover. Sechs Opern-Premieren, drei Ballett-Premieren, drei Premieren der Jungen Oper und jede Menge Konzerte mit dem Niedersächsischen Staatsorchester stehen auf dem Spielplan 2015/16.

Vor diesem Hintergrund ist nicht nur das Bewusstsein dafür geschärft, dass alle gesellschaftlichen Bereiche, vor allem Kultur, Politik, Religion und Sport, geprägt sind von Theatralisierungsprozessen und nicht mehr weg zu denken in der heutigen Gesellschaft.

Mit diesem Resumee wurden die Teilnehmer in die schönen Weihnachtsmärkte der Landeshauptstadt entlassen.

Die Industriemeistervereinigung Hannover e.V. und der Berufsausbilderverband  Niedersachsen-Bremen e.V. wünschen den Mitglieder und Freunden ein Gutes Neues Jahr.

 

B. Paschke 

 

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