„Einen auf die Lampe gießen“
Am 29.11.2020 wurden Mitgliedern und Gästen der Industiemeistervereinigung Hannover dieses geläufige Sprichwort bei der Besichtigung im Museum für Energiegeschichte(n) erklärt. Ralf Baumgarten sprach während des Rundganges über die Entwicklung der Gasversorgung in Hannover. Der Ursprung der Gasversorgung geht zurück bis in das 17. Jahrhundert. In dieser Zeit wurde jeder Hausbesitzer verpflichtet vor seinem Haus für ausreichende Straßenbeleuchtung zu sorgen. Zur Verfügung standen nur Kerzen und Öllampen. Hannover hatte aber nur ca. 400 Leuchten. Dieses änderte sich erst als John Clayton 1684 bemerkte, daß man aus Steinkohle ein brennbares Gas gewinnen konnte. Stephen Hales bemerkte dieses auch 1727. Die erste funktionierende Gaslampe erfand 1785 der Niederländer Johannes Petrus Minckeleers. Hannover war die erste Stadt in Europa in der sich Privatleute eine Gasversorgung für ihre Hausbeleuchtung leisteten. Die private Münzbezahlung erfolgte über ein besonderes Gerät,das im Ausstellungraum zu sehen ist. Ein sogenannte Gasometer an der hannoverschen Glocksee sorgte für die ausreichende Gasversorgung. Steinkohle aus dem Deister diente dann zur Gasverkohlung. 1826 wurde die Straßenbeleuchtung in Hannover und 1854 in Linden eingeführt. Kandelaber und andere Beleutungslampen wurden durch Lampenanzünder morgens angezündet und abends wieder aus gemacht. Im Winter benutzten die Lampenanzünder Petroleum, um den vereisten Docht aufzutauen. Daher der Spruch: „Einen auf die Lampe gießen.“ Auch die innere Erwärmung des Lampenanzünders gehörte dazu. Gaslaternen bei der öffentlicher Beleuchtung der Straßen waren bis etwa 1939 Aufgabe der Lampenanzünder. Ab 1914 hielten die elektrischen Lampen ihren Einzug. Die großen Gasversorger hatten Überschuß an Gas, so brachte die Fa. Junker den Gasherd auf den Markt. Auch heute noch benutzen gute Köche/innen den Gasherd, weil dieser besser zu regulieren ist als der Elektroherd.
Die Suizidrate stieg in den 20er Jahren rasant nach oben, da das benutzte Gas hochgiftig ist. Das Gas ist ein Abfallprodukt bei der Gewinnung von Koks, der für die Verhüttung von Erz benötigt wird. Es war leicht verdientes Geld, und so heißt es heute noch“ Er ist reich wie der Graf Koks von der Gasanstalt“ Der Lindener Kugelgasbehäter wurde 2011 abgebaut, da für Erdgas diese Anlage nicht mehr benötigt wurde. In Hannover wird seit 1975 das geruchlose Erdgas mit einem Geruchtszusatz zum Abnehner geliefert. Die überwiegende Gaslieferung, es ist ein H-Gas, kommt aus Russland. Falls Lieferschwierigkeiten entstehen sollten, kann Niedersachsen mehrere Monate aus riesigen Gastavernen Versorgungslücken schließen. In einer regen Diskussion wurde das gasbetriebene Kraffahrzeug, eine fast emisionsfreie Alternative zum batteriebetriebenen KFZ hervorgehoben.
B. Paschke