Kein Wind und keine Sonne
und es ist z.Zt. nicht möglich elektrische Energie in hohem Maße zu
speichern, aber bei Bedarf ist das Kraftwerk bei Kurzstillständen innerhalb
von rund 20 Minuten am Netz. Das Kraftwerk Mehrum mit seinen
750Megawatt Leistung versorgt ca. 700 000 Haushalte und 1 Million
Menschen in der Region Hannover. Helmut Süß aus dem Bereich
Öffentlichkeitsarbeit und der 1.Vorsitzende Claus Kern konnten am
14.Oktober Mitglieder der IMV Hannover und Gäste im Kraftwerk Mehrum
( www.kraftwerk-mehrum.de ) in Hohenhameln zu einer Besichtigung
begrüßen.
Das KWM ist 1979 ans Netz gegangen und ist im europäischen Verbundnetz,
das vom Nordkap bis nach Sizilien reicht, zusammen geschlossen. Das
Kraftwerk wurde immer auf den neusten Stand der Technik gebracht und
wurde zuletzt in 2003 umfassend modernisiert.
In einem Kurzvortrag ging der Vortragende auf die derzeitige Situation der
Kohleverstromung ein. Wie lange das Kraftwerk noch Strom produzieren
wird, ist noch unklar, gegenwärtig wird erst einmal bis zum Frühjahr 2020
geplant. Von den gegenwärtig rund 110 Mitarbeitern würden bei einer
Kraftwerksschließung rund 50 Mitarbeiter von den Altgesellschaftern in ein
neues Beschäftigungsverhältnis übernommen, ca. 30 würden in einen
Vorruhestand gehen.
In einem zweistündigem Rundgang konnte Helmut Süß hautnah den
Werdegang vom Energieträger Kohle zum Energieausgang Strom erklären.
Das KWM liegt am Mittellandkanal, wo täglich fünf Kohleschiffe entladen
werden, 250Tonnen werden pro Stunde bei Volllast benötigt. Transportbänder
beschicken sechs riesige Kohlemühlen, wo aus Kohlestücken ein staubfeines
Produkt entsteht. Die 8 Brenner auf den jeweils 6 Brennerebenen werden
beim Anfahren mit ca. 4000 l Öl beschickt. Danach wird die staubfeine Kohle
in den Kessel eingeblasen und bei einer Temperatur von rund 1.300 Grad
verbrannt. Das Wasser im Kessel wird in seinen ca. 600 km langen
Rohrsystemen auf eine Temperatur von 540 Grad und auf einen Druck von
200 bar gebracht.
Die Besuchergruppe konnte auch das Kesselhausdach auf 135 m Begehen.
Die Anstrengung wurde mit einer guten Sicht auf die nähere Umgebung
belohnt. Danach ging es weiter in das Maschinenhaus. Der Kesseldampf
bringt den Turbinenläufer zum Rotieren. So entsteht durch die Rotation des
Generators (Prinzip Dynamo) elektrische Energie und es fließt elektrischer
Strom. Im Blocktrafo wird die elektrische Spannung von 21.000 Volt auf
220.000 Volt hochgespannt und über die Schaltanlage ins Netz eingespeist.
Turbine und Generator haben eine Gesamtlänge von rund 42 m, der Generator davon allein ca.14 m.
Die bei der Verbrennung entstehenden Rauchgase werden anschließend in 3
Stufen gereinigt. Im Katalysator werden die Stickoxyde um ca. 70% reduziert,
in dem Elektrofilter werden 99,9 % der Aschepartikel abgefangen und in der
Entschwefelungsanlage werden 90% des Schwefeldioxyds neutralisiert. Die
abgefangene Flugasche wird in der Baustoff- und Zementindustrie als
Zuschlagsstoff für Zement und Beton verwertet, der in der
Rauchgasentschwefelungsanlage entstehende Gips wird zu Gipspulver und
zur Herstellung von Gipskartonplatten weiter verarbeitet. Danach verlassen
die Rauchgase den 250 m hohen Schornstein, der weit in der Umgebung gut
sichtbar zu erkennen ist.
Auch wurde der Kühlturm, der „weiße Riese“ von innen besichtigt. Der
Kühlturm hat bei Kraftwerksbetrieb die Aufgabe, das Kühlwasser zu kühlen
ähnlich wie der Kühler beim Auto. Bei Volllast kondensieren bis zu 700
Kubikmeter Wasser im Kühlturm, die aus dem Mittellandkanal nachgespeist
werden müssen.
Der komplette Produktionsablauf ist ein komplizierter technischer und
physikalischer Vorgang, den man als Stromanwender nicht wahrnimmt, denn
der Strom kommt ja aus der „Steckdose“. Nach der Besichtigung konnten die
Teilnehmer Helmut Süß noch diverse Fragen stellen, die ausführlich
beantwortet wurden.
B. Paschke/H.Süß